Mona May

Dialog Verlorene Freiheit

(Sprecherin)

Mir hat man den Mund geraubt. Den Mund der Märchen und den Mund der freien Gedanken. Ach, könnt ich nur wissen, wie es war.

(Sprecher)

Es gibt kein Zurück. Es gibt kein Entrinnen. Ist der Ausweg versperrt, wird das Intimste betatscht, des Menschen Seele und Geist, noch bevor er in seinem Körper den ersten Atemzug tut, ist sein Leben geplant, da liegt er schon auf dem Streckbett der Manipulation und die Maschinerie arbeitet an ihm. Es wird ziseliert, gefräst, geschliffen und zum Schluss werden Nägel in seinen Kopf geschlagen, die sollen den Rest an Willen und das gebrochene Herz zusammenhalten. Die Welt leidet dann an Kreaturen, die sich selbst nicht lieben und die wiederum andere Kreaturen zur Schlachtbank führen.

Einmal hat mich einer gefragt: “Was tun Sie mit Ihrer Freiheit?” Ich schüttelte nur den Kopf, ich wusste ja nicht, wovon er sprach!

 

Dieser Textauszug ist der 1. Dialog aus “Mahnmahl”, 2001 anlässlich einer großen Tanztheater-Produktion geschrieben und heuer im März als eigenständiges Werk im Rahmen des “tête-à-tête” – einer kulturpolitischen Aktion-Gegenaktion betreffend Graz 2003 – inszeniert und aufgeführt.

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