Marianne Gaponenko

Odessa

schwarz ward ihr alle
raben-torwächter schwarz
wenn ich in den turm
um mitternacht wiederkehrte
in die arme des geliebten

zu schnee wurdet ihr alle
am morgen

Dulzinea zu Quichotte

Die zartesten und schwersten Rosen
Werden zuteil, mir und dir!

Nichts kann nun meine Worte aufhalten
Sie sind Perlen, sie rollen mir durch die Finger

Mit geöffnetem Visier
Wälzt du dich im Schnee,

Die erste Rose an deinen Lippen,
Die zweite – in der Mähne deines Pferdes,

Aus deinem Schwert wächst die dritte,
Die vierte und die fünfte in unseren Herzen

Wollen Wurzeln schlagen.
Nein! Wir reissen sie heraus
Tragen sie als Fackeln vor uns.

vogelfänger sind dein gefolge, september,
irrt getrost durch das schlafende haar der ära
an der brust – zaubermaskotten mit luft eures landes
das durchsichtige vlies auf den schultern
als gabe der frau die tut, als ob sie schläft.
redet ihr laut, verwandelt sie sich in die katze,
zögert: zerreissen oder verführen, keine
rettung von ihrem haar, das kein haar ist,
sondern der wald, der durch euch irrt,
jeden von euch nach namen nennend.

lächelt und schlaft dichtaneinandergedrängt,
ihr, durchsichtiges vlies, das selbst kam
damit die schönste über euch tanzt

Es wurden netze
nach fischen geworfen,
es wurden haare
gekämmt eine stunde
vor morgen

es wurden sterne
hinaufgezogen

eine schar von frauenarmen
flatterte über den dächern

den kieselweg hinunter
liefen schlaflose lippen der frauen

gesungen wurden namen
der geliebten am ufer
und frauenherzen hochgeschleudert,
zärtlicher als höher,
höher als leuchttürme

geküßt wurden leere
hände der geliebten.

sternenstaub an den lippen
der frauen prophezeihte
den aufgang der sonne

die faust voller schnee

das laken. dein kopf darauf –
ein farn ohnegleichen

blühe tonlos blühe aber
blühe ich flechte die decke

die decke aus atem
aus schwur und gedächtnis

gedenkend der schneeflocke
die ins auge der liebenden gerät

sie schwebt überm meer stürzt
hinab ich flechte die decke

ich decke dich zu fange das
was dich nie mehr blind macht

entschlüpfe als flöte
den eingeschlafenen fingern

deine finger frieren nicht
meine blühen weiß

Wie komisch, du
nanntest fallende
sternschnuppen
müdegewordene
schwäne

an wimpern hing
der schwache körper
des regens, rutschte
in die heissen
handflächen

im augenblick, wo
der leere krug
platzte vor trauer,
reichte das kind dem kinde
den goldenen apfel

Laß mich erzählen,
schnee machte
das gewölk verrückt,
gerettet ist der pfad,
er führt die königin
zum fischer,
zur wäscherin
– den könig,
den mund zurück
zur rose
und tau
wirft in die löwenaugen.

Es bleibt der hand nur
aus der hand zu lesen
der flügel liest aus dem
ersten besten blatt,
und immer tiefer
geht der pfad durchs herz
zum herzen wird gereicht
der becher voller schlaf und schnee

Ein Kommentar

  1. Liebe Marjna,

    schönes ODESSA – Gedicht. Wir bestellen ähnliche Felder bei den VERSNETZEN, leider ist Axel Kutsch ziemlich krank.
    Können wir uns mal tel. und über Mail verständigen, auch zu einer Lesung von Dir im Dezember?
    Herzliche Wünsche

    Matthias

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