Gerburg Garmann

Gedichte/Poems

Cum grano salis

Circe forderte leichtes Gepäck,
ohne Skrupel schasste sie heut’ Cicisbeo.
Griff die Wortfärber auf und pflanzte sie Zwergbäumen ein.
Ipecacuanha reichte sie schmallippigen Croupiers und
tadelte der Buffi kribblige Couplets, dieser und jener.
Obendrauf schlippte sie den Böttcher, coram publico.

Erblassern entzog sie Chamois und Changeant,
räusperte sich in Schlieren überm Cocktail der Schmalhänse.
Gut, dass der goldbraune Sirup der Butterblume fließt,
offen, vor Ort. Chacun à son goût.

Schmähen? Die ungelenken Croisés? Nicht länger.
Umleiten, das ist’s, die Drohne,
auf eine andere Flugbahn, Cash and Carry,
morgen, später vielleicht, hängt sie ihr
summend die Sünderglocke um.

For Cryin’ Out Loud

When the sun’s up,
even the field mouse
will cry the alarm
I just work here
and do breast strokes
to scamper away from
their grasp.

Clouds are having a field day
fit for embroidery frames,
all ready for the happy few,
their wool and yarn
threaded and prepared
for day’s tapestry work.
Up here, no one coughs ashes.

So what could go wrong
for the shoe shiners, the wizards,
the city usurpers, who is jesting
with them at this early hour?

If no plowman calls them
to their team of oxen,
if the summoning of slate-colored seas
and crazy rivers has gone out of fashion,
if balls and chains turn stagnant,

they still will wait for surreal returns
such as corn and peas or, perhaps,
fairy bread, should the weather hold
and the mouse return from sewers
or trash cans or some minor manna
without rising to scolding or laughter.

And any discord provoked by silk
and rags’ brief touching will be annulled
by stiff fingers’ running through overnight
street hair to bring back into tune
the jangled strings of cold flesh
and warm flesh, on sidewalks,
in alleys, where time and place
have lost any meaning, where one day’s
worth of misery is always to be had.

Geburah

Kräfte kreuzen sich pointenlos
im Kielwasser der Giftmischer,
die Wortkrämer machten sich
recht das Bett und sangen ihre
Leiblieder im Machbarkeitswahn.

Wohlfeile Raritäten schufen sie
im Spektakel sich ähnelnder Leeren.
Raffiniert appliziert: ihre faits divers in
den Litaneien der Namengebung.

Blindflieger schnitten
gesockelten Dichtern den Zopf ab,
ließen die Tabus ins Schlepptau
fallen, da tuschelte man
über rückläufigen Umsatz.

Wie weit tragen die Staubspuren?
Wie weit der Anstifter Stiftungen?
Und wer ließ die Bilderstürmer
knöchernd mit den Geister
Sehenden ins Kraut schießen?

Bäumchen, Bäumchen, wechsle dich,
wo raschelt’s, wenn das Herz verrutscht?
Wenn die Köpfe sich verdrehen, pierce ich
mir Tausendgüldenkraut und Doppelsterne,
die mit achthundertjähriger Umlaufzeit,
als Ermutigung in die Haut,
verdinge mich der Morgenluft,
den gebrochenen Skulpturen und
dem prallen Reigen, der die Zukunft
nicht klein schreibt.

Versonnen im feinsten Holz
empfindsamer Nussbäume
sterb’ ich nicht aus.

Kinderreim

Pferd und Stecken, goldne Eier,
hickety, pickety, my black hen,
Windes Mühlchen, denkt der Freier,
she lays eggs for gentlemen.
Sankt Anselms Gürtel auf die Leiber!

Gentlemen come every day,
zahl’n mit Geld, das wächst auf Bäumen,
to see what my black hen doth lay,
mit Kernchen, werfen sie von Zäunen.

Lorelei

But why is it she says not she’s not just?
And why is it I say not that I’m old?
– Shakespeare

Eure Sprache ergraut mich.
Wenn ich für sie aufkommen muss,
schnüre ich mir den Fischleib enger
und stülpte mich
– ach, könnt’ ich’s nur –
dem Flieder
ungepresster Worte über.

Wie meine abgenutzten Schuppen fallen sie
zu oft von euren Augen durch Balkenkälte
tief in den Fluss
der nimmermüden schönen Traurigkeit.

Einst schwirrten sie um Sommerhäuser
in Sparta und in Ithaka, unlängst
durch Trödelläden.
Wie sie, nur Tageglück erwartend,
sich willig mimten, durch Schweiss und Wein,
durch Rosse, Schilder, Zeitenwenden!

(Nicht, dass ich Gleiches hüten möchte, doch oh,
wie kalt ist’s mir inmitten blauer Blumen,
dem ganzen Flussgestaude.)

Nun müssen sie sich wund bedeuten,
sirenenklängig, in Es-moll,
an jedem Ort im anmutigen Trübsinn
schwimmend
sich wieder annabeln
dem algigen Gesang,

und sei es nur als schiefe Lettern,
die hier, wie selbst im ödsten Raum,
selbst noch dem kleinsten Fisch den Ausritt
auf dem raren Sturm nicht gern
gestatten mögen.

Das Wasser war nie leicht, entgegnet ihr,
ihr zugeschmerzten Fährmänner, und wollt
mich grad in ungekränkten Welten
kurzhaarig grau und grundlos froh
gesichtet haben.

Die Nachtigall

Süßhalsig,
mit eingeborner Mitgift,
schürt unwissend
die Sonne sie
über dünnem Eis.

Von Zweifeln ungeschlagen,
von unguten Beiklängen, und
jedwede Tonspende verweigernd,
durchmisst sie nichts, rührt

nichts auf, nur an,
im kleinen Glück
selbstgenügsamen doch
allgefälligen Gesangs,
die Nachtigall.

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