Horst Lothar Renner

Lit-Mag #37 
Myself & Others

werkstückwerk

1

kein richtiger anfang, wie auch im frühling, mittendrinn im erwachen, zeitgebunden, liege im bett, helles viereck vor augen, sehe nicht durch, geht nicht, die jalousie ist geschlossen, wie immer, halte es so zur nacht, bleibt so, bis ich mich entschliesse, ja, müsste den körper in die höhe zwingen, warte noch einige minuten, doch dann,
jetzt,
licht im zimmer,
ändert nichts, was sollte es auch, kein ereignis, höre keinen ruf, horche in mich hinein, höre nichts, höre selten etwas, eigentlich nie, mehr habe ich momentan nicht anzubieten, nicht viel, ich weiss, trotzdem, ich überlege, was ich auftischen könnte, brot und wein, doch nicht zum frühstück, sage ich zu mir, und mir fällt ein, oder auf, dass klischees fest verankert sind, im kopf, in meinem kopf, kann doch nur herauskommen, was drinnen ist, mehr oder weniger, bei anderen, denke ich, oft weniger, wieder bei anderen, denke ich manchmal, mehr, weiss, das ist keine laune von mir, das ist, naja, möglicherweise, ich weiss nicht recht, wie ich es ausdrücken soll, doch, die beurteilung fusst auf erkenntnissen, nicht wissenschaftlich unterlegt, nicht überprüft, aber das ist jetzt nicht mein problem, anziehen ist mein problem, was, was heute, was passt zum wetter, was zur stimmung, was zu was,
stehe nackt vor dem fenster und denke, das ist kein richtiger anfang, wirklich nicht, aber anfang bleibt anfang, wenn es auch kein richtiger ist, bleibt es ein anfang, der anfang vom ende.

2

stehe heute da, wo ich gestern aufgehört habe, werde es aber nicht mehr erwähnen, nie mehr, das nehme ich mir vor, eine gute taktik, ja, verneinen und vielleicht doch bejahen, erinnerungslücken können manchmal der sache nützlich sein, vergesslichkeit hat damit nichts zu tun, stehe da, breitbeinig, und denke ins blaue, poetischer einschub, kommt so hin und wieder über mich, nicht sehr oft,
übersäuerte wiesen, nebelschwaden, wie vor der landung, feuchtigkeit, die in die knochen dringt, geruch nach, wie soll man düfte beschreiben,
geruch ist nicht geruch, jede scheisse riecht anders, jedenfalls habe ich
das so in der nase,
unaufmerksamkeit rächt sich, glauben sie mir, oder glauben sie es nicht,
hilft mir sowieso nicht weiter, ich habe, ich lächle, zwei unterschiedliche socken angezogen, rot und blau,
ich ziehe sie wieder aus, beide.

3

könnte jetzt von meinen träumen erzählen, tue es aber nicht, wäre zu einfach, diese verschwommenen geschichten, die auf realen geschichten fussen, erlebt, dann nacherlebt, nein, nachempfunden, nein, übergestülpt bekommen, ohne zu wollen, ohne gefragt worden zu sein, frage mich, wie ich das verständlich erklären soll, ob ich das überhaupt kann, die richtigen bilder, die richtigen zusammenhänge sichtbar machen, wo ich nur die zusammenhänge unzusammenhängend im bild habe, sehe etwas unsichtbares, spreche über sprachloses, denke über undenkbares, erinnere mich, dass ich keine richtige erinnerung habe, daran erinnere ich mich, und sehe farben, die ich kenne,
sehe einen regenbogen, auf einer seite verankert, nur auf einer seite, der fall ist wissenschaftlich aufgeklärt, gehe dem regenbogen entgegen, im traum, im denkspiel, gehe weiter,
und schon ist er verschwunden,
nicht mehr da, nicht mehr da, dort, aus der traum,
steige in meine hose, halte balance auf dem linken fuss, zuerst der linke fuss, immer, bin sicher, dass ich nie mit dem rechten fuss angefangen habe, steige immer mit dem linken fuss zuerst in die hose, der linke fuss muss der erste sein, sowohl bei den socken, als auch, natürlich auch bei den schuhen, bevorzuge diese seite auch beim überstülpen der fäustlinge, im winter, ja, nicht jetzt, obwohl verschneite winterlandschaften manchmal auch im sommer vor meinen augen vorbeiziehen, kann auch frühling oder herbst sein, hängt von der stimmung ab,
nein, das ist kein trübes bild der welt, kälte oder wärme sagen da nichts aus, trotzdem,
ja trotzdem, möchte ich wissen, welche temperatur hat es heute, ohne
informiert zu sein, will ich den tag nicht beginnen, gewisse regeln sollte man einhalten.

4

die einfachen fragen sind die besten fragen, da relativ leicht zu beantworten, ob die antwort eine befriedigende ist, ist allerdings eine andere sache, sachfrage und sachantwort, das ist die klarstellung, das ist überschaubar, entspricht meiner vorstellung, es hat soundsoviele grade, es ist eine pulloverfreie temperatur, unwidersprochen,
unwidersprochen will ich nicht unwidersprochen stehen lassen, nein, das will ich nicht, würde mich einsam fühlen, würde mich verkannt fühlen, würde das gefühl haben, dass meine meinung nicht mehr gefragt ist, kämpfe darum, ja, dass jemand widerspricht, widerspruch ist für mich lebensnotwendig, ohne widerspruch bin ich nicht mehr wahrnehmbar, ein schlichtes, nichtssagendes ja zu meinen aussagen ist ein nein zu meiner person, wie soll ich wertschätzung aufbauen, wie soll mich jemand zur kenntnis nehmen, wenn ich mit einem einfachen ja zur statistenrolle verurteilt werde,
nein, das lasse ich nicht zu,
nein, lieber angefeindet als zugefreundet,
das schwirrt mir durch den kopf, dann kurz nichts, die denklinie reisst ab, ich entschliesse mich, keine socken anzuziehen, ich werde barfuss in die schuhe steigen, gedacht, geschlüpft, gestiegen, unterhose, hemd, hose, beim schliessen des gürtels ziehe ich den bauch ein, eine unbewusste, automatische körperaktion, bin jetzt hellwach, stelle mich vor den spiegel, der tag kann beginnen, irgendeiner.

5

beim zeus, beim arsch, so ist es,
was, fragen sie, ich schliesse mich an, was frage ich,
was weiss ich, antworte ich, meine standardantwort auf alle fragen, eine antwort, die ich allerdings immer variiere, neue schattierungen, neue farben, neue facetten, eine antwort in arbeit, heute ja, morgen nein, übermorgen vielleicht, gestern sagte ich, was weiss ich, was ich weiss,
und in zukunft sage ich vielleicht, was weiss ich, was ich nicht weiss, das ist nicht unverbindlich, nein, überhaupt nicht, das, was weiss ich, unterliegt der permanenten veränderung, stellt sich auf die gegebene situation ein, steht immer im widerspruch zur herrschenden meinung, der gängigen
meinung, wie,
krieg ist männersache,
und der waffenstillstand auch,
frauensachen sind der mode unterworfen,
und die mode unterwirft,
was weiss ich, sage ich da, überlege, gehe in die küche, und überlege, was ich mir zum frühstück machen könnte.

6

das selbstverständliche ist nicht für alle verständlich, ich denke mich hinein, ich überdenke das ganze, ich baue ein netzwerk von assoziationen auf, die technik stülpt sich wie ein elfenbeinturm über mich, ich bin gefangen, ich verstehe nicht, wo die höhe endet, ich verstehe nicht, wo die tiefe endet, gestern tiefer, heute höher, gestern höher, heute tiefer, grenzen verschieben sich, nein, grenzen werden verschoben, linien laufen vertikal, linien laufen horizontal, werden verknüpft, strom fliesst hindurch,
nein, denke ich, kein wunder, nur mittel zum zweck,
ja, denke ich, nur mittel zum zweck,
und im gedanken versuche ich das netz aus verschiedenen zwecken zu entwirren, das netz, gesamt gesehen, ist der fortschritt, die horizontal laufenden fäden führen zur anwendung, die vertikalen zum profit,
aber dieses gedankenspiel, zu früher morgenstunde, geht banal zu ende,
mit fischernetz, mit haarnetz, mit netzstrümpfen,
die semmeln im netz bringen mich auf andere gedanken,
frühstück,
ich liebe ein anständiges englisches frühstück über alles, wortwörtlich legt sich der geruch von angebratenem speck über meine sicht der dinge, und meine aktivitäten konzentrieren sich auf pfanne, hamburgerspeck, paradeiser, kleine würstchen, eier,
mehr braucht es nicht, denn die hitze schickt mir die technik, leitung horizontal, abteilung anwendung,
die zeitung liegt schon bereit,
zum besseren verständnis, ich habe ein abo,
ich werfe einen blick in die zeitung,
zum besseren verständnis, ich lese auch zwischen den zeilen.

7

eine verflechtung der standpunkte, eine ausweitung der standorte, eine vernetzung der interessen, mehr energie,
bringt der kleine stein den grossen ins rollen, hebelt der lange pfosten mehr als der kurze, trägt der dicke ast mehr als der dünne,
die macht liegt bei den mächtigen, liegt auch das wissen oft bei den ohnmächtigen,
gegenwärtiger gewinn zählt, der zukünftige verlust zählt nicht, die zahlenreihe fängt mit eins an, und endet irgendwo, vielleicht sogar bei null, wir forschen nach, sie forschen noch, noch ist nichts endgültiges gesagt, blendende rede, sagt einer neben mir, freie rede, sagt ein anderer, er meint, dass der, der redet, kein manuskript in der hand hält, das wort frei fällt unter das podium, man kann sich frei bedienen, der, der spricht, tut es, hat die freiheit im mund, den zuhörern bleibt der mund trocken, atomenergie beruht auf einer grossartigen menschlichen denkleistung, atombomben sind das ergebnis unmenschlicher überlegungen, die auf grossartigen menschlichen denkleistungen aufbauen, und atomkraftwerke sind mahnmale, sind vorzeitig gesetzte grabsteine in einem friedhof der zukunft, einem hof, der eigentlich opferhof heissen müsste,
du übertreibst, denkt einer neben mir, der mein denken als übertrieben klassifiziert, und ich denke als antwort, dass der, der neben mir unter den gleichen umständen lebt, nicht über seinen schatten denken kann, und sein, kommt zeit, kommt rat, denke ich zu mit, kommt zeit, kommt tod, ja, lesen bringt einen weiter, ich blättere weiter, im wirtschaftsteil finde ich eine anzeige mit der überschrift,
sofortiger profit,
ich frage mich, für wen, und antworte, nicht für die, die glauben, es profitieren die, die predigen,
bis der tod uns vereint,
welch ein trost.

8

ich bin eine spinne in einem fremden netz, das netz wurde von berufsfischern ausgelegt, netzwerkspezialisten, zwischen türklingel und waschmaschine bewege ich mich im spannungsfeld,
jetzt, der speck liegt schon in der pfanne, die pfanne steht auf dem elektroherd, zerschlage ich das ei, dann ein zweites, was aus den schalen rinnt, breitet sich aus, es zieht fäden, ein wunderbares gelb hält seine form im weissen, mit der gabel kratze ich löcher in das weisse, schiebe den darunter liegenden speck zur seite, um das durchsichtige auf dem pfannenboden in der hitze stocken zu lassen, mit pfeffer setze ich markante punkte in die landschaft, in der die geplatzten paradeiser dünne bäche ans ende der welt rinnen lassen, die, aus dieser sicht, noch eine scheibe ist,
zwei scheiben brot schneide ich mit dem elektomesser vom laib,
die filtermaschine sendet den duft des kaffees,
hätte ich die letzte stromrechnung nicht bezahlt, was wäre das für ein beschissenes leben,
ehrlich.

9

ich grüble weiter über die technik, die doch alles beherrscht, die alles verändert, die uns aber auch dieses gefühl der stärke gibt,
ich gehe auf der falschen seite, einer kommt mir entgegen, ich weiche aus, er weicht aus, wir sagen, entschuldigung, fahre ich auf der falschen seite, kommt mir einer entgegen, komme ich nicht dazu, entschuldigung zu sagen, ein finger fährt in die höhe, obszönitäten decken mich zu, von den auswirkungen will ich gar nicht reden, hätte das rechtzeitige stehenbleiben nicht funktioniert,
ich sitze aber beim frühstück, lese die zeitung, und wie gesagt, ich grüble über die technik im allgemeinen,
für einen menschen, der mit technik nichts zu tun hat, ich meine, der das davor benutzt, aber das dahinter nicht versteht, ist es schwer, ein urteil zu fällen, das ist nicht nur meine überlegung, das sagt auch der, der die technik an den mann bringen will, eigentlich bringt überwiegend der mann die technik an die frau, aber der, oder die, die ich meine, finden kritik an der technik von laien mehr als fragwürdig, sogar unangenehm, um nicht zu sagen, dumm, auf alle fälle aber fragwürdig,
ich frage trotzdem,
ich grüble weiter.

10

das telefon läutet, das läuten verdirbt mir sofort den appetit, ich weiss, stehe ich jetzt auf und hebe den hörer ab, passiert, was nicht passieren soll, das weiche gelbe, das so schön über das gestockte weisse rinnt, wenn man die dünne oberfläche anritzt, wird hart, wird hart sein, wenn ich nach dem gespräch, das ich führen werde, falls ich abheben würde, wieder zurück bin,
ich bleibe sitzen und lasse es läuten,
millionenfach läutet es zu diesem zeitpunkt auf der ganzen welt, telefone, als endpunkte eines gigantischen netzwerkes, wollen ihren inhalt loswerden, inhalte mit den unterschiedlichsten folgen, folgen, die in ihren auswirkungen nicht auszudenken sind,
ich denke da an das rote telefon,
ich denke da an mein telefon, das, da ich nicht abgehoben habe, sicher eine wichtige nachricht von sich gegeben hätte, hätte ich aber abgehoben, dann wäre die nachricht, das wage ich zu behaupten, unerheblich gewesen,
schreie, kreuz und quer, unhörbar über die welt gesandt, so höre ich es, profan gesehen, besser gehört, sind es nachrichten von unterschiedlicher wichtigkeit, notrufe, die menschenleben retten, und hilferufe, die zur rettung des mittagessens ausgesandt werden, wieviel salz, wieviel mehl, wie viele eier,
ich steche meine an,
ich verschlinge das neue gemälde mit den augen,
ich führe die gabel zum mund,
das telefon läutet.

11

naturgemäss sind störungen lästig, die kleinen, aber auch die grossen, die, die das wohlbefinden beeinflussen, aber auch die, die das befinden an sich beeinflussen, der direktor des atomkraftwerkes kann davon ein lied singen,
mach es dir nicht zu leicht, sage ich da zu mir, hör mit dieser unsachlichen kritik auf, sage ich ebenfalls, und antworte, bin doch allein, sitze hier und frühstücke, lese die zeitung, zerstöre auf dem teller, was ich aufgebaut
habe, lasse das telefon läuten, hebe nicht ab, verweigere mich,
zumindest kurzfristig.

12

das radio war zuerst da, dann das fernsehen, viel später, und als letztes der computer, mir fällt auf, dass gedankenabschweifungen bei mir häufig vorkommen, was ich sagen will, ist, das radio ist zuerst da, ist zuerst hörbar, noch bevor ich aufgewacht bin, ja, automatische einstellung, genial, die automatik ist meiner meinung nach, das einzig wahre im täglichen leben, würde ich fragezeichen verwenden, stünde hinter täglich eines, ich bleibe aber bei meiner halbautomatik mit beistrich und punkt, zurück zur automatik,
automatisches getriebe,
automatische zielerkennung,
wie vorgenommen, so ans ziel gekommen, der staub legte sich erst nach mehreren stunden, was vorher gewesen ist, war weg, bleibt weg, ist also weg, dem erdboden gleichgemacht,
so sagt man im radio, meldet dies in hunderten sprachen, höre auf deutsch, was der andere auf englisch hört, am abend werde ich das grauen in grau in allen farben sehen, aber jetzt höre ich auf diesem breitengrad, auf diesem längengrad, was der andere, auf jenem breitengrad, auf jenem längengrad, zu hören bekommt, nämlich, dass auf grund der automatik ein objekt einen punkt, auf einem bestimmten breitengrad, auf einem bestimmten längengrad, zielgenau erreicht hat,
mein vertrauen in die automatik kommt also nicht von irgendwoher, kann nicht abgeschoben werden, mit, was solls, so ist eben die entwicklung, hat es immer schon gegeben, ja, in anderer form, aber,
nein, da steckt menschlicher geist dahinter, forschung, überlegung, planung, glaube und viel geld,
ich stecke den letzten bissen in den mund, schütte einen schluck kaffee hinterher, und lausche einer werbeeinschaltung,
eine grosse firma, eine bekannte firma, preisst ihren neu auf den markt gekommenen kühlschrank an,
ich behalte einen kühlen kopf, und denke, dass ich eigentlich oft so unzusammenhängend denke, wenn ich beim frühstück sitze und so vor mich hindenke, und denke ausserdem, dass viele, hier und anderswo, die das gleiche hören, das gleiche denken,
könnte doch sein, denke ich.

13

manchmal an regnerischen tagen, zu dieser zeit, noch kauend und schlürfend, aber auch manchmal bei sonnenschein, und manchmal auch noch im pyjama, auch zu dieser zeit, starte ich den computer, das ist keine fixe arbeitszeit, nur wenn ich glaube, dass ich will, oder aus gewohnheit, kommt auch vor, ist aber im prinzip egal, also ich starte den computer und warte, wenn die unproduktive phase vorbei ist, lasse ich word links liegen, zu früh zum arbeiten, word liegt bei mir wirklich auf der linken seite, und begebe mich ins internet, der einstieg ist rechts angeordnet, öffne meine emails, und stelle fest, nichts wichtiges dabei, was sollte auch wichtiges dabei sein, selbst zu einer anderen zeit hätten weder marx noch engels etwas übermittelt, zu dumm, nicht einmal biermann schickt mir ein lied,
ich halte es da anders,
ich habe mir ein adressbuch angelegt, in dem jetzt hunderte empfänger gespeichert sind, willkürliche buchstabenkombinationen, und an die sende ich jeden tag eine nachricht, so unter dem motto, bedeutendes zum tag, ein politischer, gesellschaftlicher aufruf, wie, licht aus bei dunkelheit, waffen nieder bei föhn, sprecht miteinander, nicht mit euch,
seit jahren schon arbeite ich an einem satz, der alles beinhalten sollte, was ich ausdrücken will, aber über den anfang, ich sage dir, bin ich noch nicht hinaus gekommen,
ich denke weiter nach, keine sorge,
natürlich kommt mein postausgang als fehlermeldung in den posteingang,
war zu erwarten,
naja, die technik.

14

vor zehn uhr ist es mir unmöglich, klar zu denken, wenn ich gehe, stosse ich an die türstöcke, wenn ich sitze, fallen mir die ellbogen vom tisch, und was ich vor zehn uhr höre, sehe, lese, macht mich auch nicht aggressiv, das einzige, was mich um diese zeit wirklich erreicht, ist die poesie, der morgentod erwacht zum leben,
diese gedichtzeile, untermalt mit der passenden musik, lässt mich das leben bis um zehn ertragen,
in das netzwerk der macht, in die verbindungen der mächtigen, in den unendlichen sumpf von dummheit und unwissenheit, tauche ich erst später ein,
da bin ich dann bewaffnet mit bolzenschneider und lösungsmittel,
und ich kann schwimmen,
ich komme auch ins schwimmen bei der definition von klug und intelligent, es gelingt mir keine hundertprozentige trennung, ich empfinde klug als statisch, und intelligent als beweglich, klugheit beruht auf wissen, und ruht in der vergangenheit, intelligenz zeigt sich in der aktion, und braucht die zukunft, ich kann mir aber vorstellen, dass ein kluger mensch bis zu einem bestimmten grad auch intelligent sein muss, ich kann mir aber auch vorstellen, dass ein intelligenter mensch nicht unbedingt klug sein muss, und dann noch die abstufungen innerhalb der begriffe, das mehr oder weniger, das hie und da,
ich hole tief luft und schliesse kurz die augen,
ach, die anderen, denke ich,
ja, die anderen, präzisiere ich,
und, was soll ich sonst noch dazu einbringen,
und,
eben,
die anzahl der begrenzungen ist immer um eine zahl grösser als die anzahl der zwischenräume,
ich weiss, das ist eine nebensächliche bemerkung, ein zwischenruf, vielleicht eine ablenkung,
ich frage mich natürlich sofort, wovon, und stelle fest, dass noch lange nicht alles gesagt ist,
das ist erst der anfang,
es ist der beginn einer äusserung.

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