Martina Sinowatz

Der Daumen des Vaters Eigentlich weiß ich gar nicht, was meine Heimat ist. Bosnien oder Serbien, Serbien oder Bosnien? Geboren bin ich in Bosnien. Dort verbrachte ich meine ersten Lebensjahre und alle Verwandten, Freundinnen und Freunde lebten dort. Mein Vater hatte seinen Betrieb auf der serbischen Seite und baute dort ein Haus, in das wir… Martina Sinowatz weiterlesen

Margret Kreidl

Zeitgenössische österreichische Literatur Kosmetikerkuss Lucas und ich fliegen nach Australien. Wir fahren zum Flughafen, dort steht schon unser Bus. Wir steigen ein und suchen unsere reservierten Plätze. Im hinteren Teil des Buses ist nur mehr ein Platz frei. Lucas setzt sich. Er sagt, ich soll mir auch einen Platz suchen. Ich gehe durch den Bus… Margret Kreidl weiterlesen

Manfred Chobot

Zeitgenössische österreichische Literatur Zweimal Cyberglück MEIN REICHTUM IST AUSGEBROCHEN           Ich bin reich! Unermesslich reich, und jeden Tag werde ich reicher. Ich gewinne in den Niederlanden eine Million, in Großbritannien drei Viertel einer Million, auch in Belgien und der Slowakei rase ich die Gewinnstraße entlang oder hinauf oder hinunter, ich weiß längst nicht mehr, wie es… Manfred Chobot weiterlesen

Lucas Cejpek

Zeitgenössische österreichische Literatur Schriftrollen Holzscheite Känguruhs Ich würde sagen, sie sehen wie Toastscheiben aus: dunkelbraun, teilweise auch gräulich, mit einer sehr brüchigen, lückenhaften Oberfläche, auf der grauschimmernde Tintenspuren erkennbar sind. Die Oberfläche ist uneben, weil die Rollen zerquetscht worden sind, und sie sind naß geworden vom Regen, der die Asche in Schlamm verwandelt hat. Das… Lucas Cejpek weiterlesen

Thilo Bachmann

Lit-Mag #38 – (Not) at home in Vienna Das veränderte Stadtbild Es ist das Jahr 2025. Filo Schwachmann, ein erfolgreicher Leiter einer bekannten Firma, ein gebürtiger Wiener fährt täglich mit dem Öffi in die Arbeit. Die ewige Parkplatzsucherei ist ihm zuwider, zeitraubend. An diesem Tage sitzt er wie üblich in einer der U-Bahnen und beobachtet… Thilo Bachmann weiterlesen

Anant Kumar

Lit-Mag #38 – (Not) at home in Vienna Fahrt in den Schnee Heute ist der 2. Februar, und der EC 29 Joseph Haydn rast durch den Schnee zum Westbahnhof Wien. Ich bin in Frankfurt eingestiegen, und ich fahre mit dieser, der schnellsten Verbindung, nach Passau, um heute abend in der Evangelischen Studentengemeinde eine Lesung zu… Anant Kumar weiterlesen

Sylvia Petter

Lit-Mag #38 – (Not) at home in Vienna Anna und das Exil der Seele Es war einmal. So fingen früher Geschichten immer an. Heute sollen sie so wahr wie möglich sein. Ich habe immer der Autobiografie misstraut. Wer sagt mir, dass sie die Wahrheit erzählt? Der Erzähler? Na ja. Geschichten halt. Auch wenn sie wahr… Sylvia Petter weiterlesen

Horst Lothar Renner

Lit-Mag #37 Myself & Others werkstückwerk 1 kein richtiger anfang, wie auch im frühling, mittendrinn im erwachen, zeitgebunden, liege im bett, helles viereck vor augen, sehe nicht durch, geht nicht, die jalousie ist geschlossen, wie immer, halte es so zur nacht, bleibt so, bis ich mich entschliesse, ja, müsste den körper in die höhe zwingen,… Horst Lothar Renner weiterlesen

Rupprecht Mayer

4 frische Texte An der offenen Tür U. galt als scheu und wurde selten eingeladen. Erhielt er doch einmal eine Einladung, dann ging er hin, wurde aber meist nicht unter den Gästen gesehen. U. liebte es in diesem Land vor offenen Türen zu stehen. Oft ließen die Gastgeber die Wohnungstür der Bequemlichkeit halber einen Spalt… Rupprecht Mayer weiterlesen