Andreas Reiter

Best of Gangan [in Print]
aus: ganganbuch 4, 1987

2 Texte

Allegretto

Die Liebe pflegt den aufrechten Gang, gerade in einer Stadt wie Prag. Sie ist durchsichtig und zerbrechlich. Sie sieht mich morgens lange an und sagt, während ich mir die Zähne putze, ich will, dass Prag für dich Wirklichkeit wird.

Die Prager Badezimmer sind gutbürgerlich, zu zwei Dritteln verfliest, und verstehen zu schweigen. Das Wasser wird von einem gasbetriebenen Boiler erwärmt. Das Rauschen der Klospülung verheißt auch hier das Ende der Liebe. In den Abwässern der Stadt treffen alle Lieben aufeinander.

Während sie mir ihren Arm um die Schulter legt, wird mir bewußt, dass ich Ausländer bin. Die Grenze ist dünn und klapprig, aber dahinter liegt zweimal Ohnmacht. Ein Kuß wäre in diesem Augenblick ein unzumutbarer Grenzgänger. Meine Unsicherheit löst sich erst auf, als ich mich beim Rasieren schneide.

Auf dem Weg in die Stadt reden wir wenig, und wenn, dann in der fremden Sprache. Vor dem Eingangsportal zum Café Slavia ist uns beiden klar, dass wir uns beim Kaffeetrinken gegenübersitzen werden. Wir stellen die Tassen mit einer für diesen Ort zu nachlässigen Handbewegung auf den Tisch. Die Anwesenheit anderer bringt uns bisweilen zum angemessenen Lachen. Das sind immer die gefährlichsten Augenblicke, denn sie lenken von uns ab. Vor dem Verlassen des Lokals legen wir dem Ober wohlwollend einige Kronen in die ausgestreckte Hand.

Während meine Zunge in ihrem Mund Wurzeln schlägt, hält der Parteivorsitzende seine Schlußrede auf dem siebzehnten Parteitag. Besonderes Augenmerk werde wiederum auf die Agrarreform gelegt, die allen Bürgern der CSSR eine noch ausgewogenere, gesündere und besser auf die Arbeitskraft abgestimmte Ernährung garantieren soll. Die Haut der Prager ist genauso hell und dünn wie die der übrigen Mitteleuropäer. Der Taxifahrer, der uns vom Café nach Hause fährt, glänzt mit dieser Antwort im Rückspiegel.

Zuhause wartet die Freundin ihres Bruders und erzählt von ihrer Heimat. In ihrem Dorf, und das ist kein böhmisches, müssen die Frauen das Wasser aus dem Brunnen schöpfen. Das härtet ab, sagt ihr Bruder, der auch noch vorbeigekommen ist, um nicht allein zu sein. Im Sozialismus haben es die Menschen eilig, einander zu begegnen.

Als wir wieder allein sind, legen wir uns prüfend nebeneinander. Das Zimmer gleicht einer Toilettentasche: zu viele Utensilien, die man doch nicht missen möchte. In Prag ist die Liebe nicht leichter handzuhaben als die Distanz. Die Haut der Prager ist hell, die Höflichkeit geht ihnen stets voraus. Hier kommt die Liebe immer von unten, auch wenn sie über einem liegt. Manchmal gelingt es zwei Liebenden doch noch, einen Frühling aus sich zu machen.

Prag verdankt seine Existenz der guten Laune eines Kartographen. Prag liegt mitten in meinem Kopf. Jeder Mensch legt Wert auf seine Erdkugel. Prag trägt mich ebensogut wie ich es trage. Im Spiegel sehe ich, wie sie ihren Kopf an meine Schulter legt. Ihre Tränen sind nicht die Hollywoods. Es fällt mir schwer, dies wahrzuhaben. Die Wirklichkeit löst keine Kinokarte ein.

Im Traum bin ich wieder allein und im Westen. Der Westen allein macht auch noch nicht unglücklich, sagt der Taxifahrer und streckt die Hand nach dem Trinkgeld aus. Im Traum bin ich stets einer, der nie aufhört zu schlafen. Das gerade macht ihn so lebensnah und so verdächtig.

Viele Prager leben in der Neuen Welt. Dieser Umstand allein begünstigt noch keine Symphonie. Sie denken wehmütig an zu Hause, wo noch jeder jeden des Glücks verdächtigen kann. Die Kleinstädter Gassen sind der Umschlagplatz für Botschaften aller Art. Die meisten Kommuniqués unterscheiden sich nur durch Unterschrift und Stempel. Die Phantasie ist von Amts wegen ein geschwollener Lymphknoten.

Ich rate jedem, der von Natur aus abergläubisch ist, nach Prag zu fahren. Vielleicht, weil es Prag gar nicht gibt und nur in meinem Kopf liegt. So fällt die Orientierung leichter, und die Umgebung wird durchschaubarer. Der Schatten an den Häuserwänden regelt das übrige. In Prag hat somit jeder Fußgänger die reelle Chance, unbehelligt über den nächsten Fünf-Jahresplan zu kommen.

Der Schweiß in ihren Achselhöhlen hat nichts mit dem Arbeiter- und Bauernstatus zu tun. Gerade hier transpiriert man noch vor Erregung. Die Zimmerwände sind historisch gewachsen und mit Schweigen verputzt. Selbst langjährige Nachbarn erkennen einander nicht am Hüsteln.

Ich eigne mich schlecht für Katastrophen, das habe ich mit Prag gemein. Wir kommen uns so weit entgegen, dass einer von uns beiden gar nicht anwesend zu sein braucht. Eine geheime Absprache, die beiden gleichermaßen zugute kommt. Im übrigen denkt sich ein luzider Mensch wie ich nicht ohne Stolz an das Objekt heran. Das ehrt auch das Objekt.

In Prag wird die Liebe durch den Zwangsumtausch geregelt, dreißig DM pro Tag. Endlich eine Stadt, die sich Gefühle noch was kosten läßt, sage ich. Meine Verstopfungen weisen mich auch hier als einen aus, dem das Loslassen schwerfällt. Im Osten wie im Westen ist der Körper der Feind.

Ich kenne wenige Tische in Prag, die nicht umgeworfen, wenige Seiten, die nicht umgeschrieben werden. Die Anpassung an das Schicksal ist eine Frage der Kinderstube. Die Angst dient als Korrektiv, mit dem überflüssige und abwegige Papierstreifen in den Kanal gekehrt werden. In Prag ist der Straßenkehrer, meist eine Frau, Dirigent des Systems. Ich verstehe allmählich, dass Prag für viele eine Symphonie ist.

In Prag gehen die meisten Menschen barfuß, auch sonntags. Das erfordert Standfestigkeit und verleiht den Sohlen den richtigen Schliff. Meine Geliebte ist eine Ausnahme (sie ist erst vor kurzem aus der Slowakei zugezogen): selbst beim Lieben behält sie die Schuhe an. Ihr Paß führt als besonderes Kennzeichen Bodenständigkeit an. Das müßte es im Westen geben, denke ich.

Erst wenn du wieder außer Landes bist, werde ich zu mir kommen, sagt sie und blickt mir unbestimmt über die Schulter. Diese ist wie der Grenzstreifen und verbirgt die Gefahr, die von mir ausgehen kann. Ich bin froh, dass ich breit gewachsen bin. Auch ein gutes Herz muß abgefedert sein.

In Prag promenieren die Menschen noch um ihr Glück. Ich bin oft versucht, mich ihnen anzuschließen. Aber ihre Gangart macht es mir nicht leicht. Von Prag aus führt eine kaum befahrene Straße in den Westen, der im Falle Münchens fünf Autostunden entfernt liegt. Das fordert eine Grenze nahezu heraus.

Heute morgen bringt sie das Frühstück ans Bett. Das ist kein gutes Zeichen. Ich mißtraue von Anfang an der Farbe des Tages. Alle Abschiede sind transparent. Das haben sie mit der Liebe gemein. Die Angst zieht eine Linie durch mich, sodass ich selbst das zu zwei Dritteln verflieste Badezimmer für eine gelungene Fälschung halte. Morgen kommt mein Sohn aus den Ferien zurück, sagt sie und wartet auf meine Reaktion.

Im Flur wird die Konspiration noch einmal zur Transpiration. Ihre Achselhöhlen werden mir fehlen. Geborgenheit ist letztlich auch eine Frage der Zumutbarkeit. In Prag haben die Treppenhäuser etwas von einem Opferstock an sich: man verdient sich seinen Abgang. Als ich die Briefkästen nach Namensschildern absuche, finde ich keine. Das ist wohltuend. Prag ist ein Saatgut Babylons. Babylon ist nicht mehr auf meiner Erdkugel.

Ich bin froh, dass ihre Achselhöhlen nicht parfumiert sind. Das könnte mir den Abschied verderben. Der Geruch weist den Menschen aus, und ein Paß ist längst noch kein Parfum: Ein vorsichtiger Staatsbürger hat beides. In den wenigsten Fällen läuft die Liebe in den Fingerspitzen zusammen.

Der Prager Regen wird mir fehlen. Nirgends schaukeln die Kaffeetassen im Gewitterregen so wild wie auf einer Prager Kaffeehausterrasse. Angst darf man hier ohnehin keine haben. Sie machte sich breit und ließe einem die Tasse aus der Hand fallen. Darin gleicht Prag wiederum anderen Städten. Das wäre etwas, worüber ich ihr schreiben könnte, wenn ich wieder zu Hause bin. Briefe sollte man übrigens immer mit der Hand schreiben. Nur so kann der Empfänger das Zittern des Verfassers erkennen und dem eigenen vorbeugen.

Als Abschiedsgeschenk hinterlege ich meinen Geruch. Alles andere ist nicht zu begleichen, sage ich ihr. Während sie mir meine Reisetasche ins Auto reicht, fällt mir unweigerlich das Allegro con fuoco in Dvoráks Neunter ein. Vergeblich versuche ich, darin einen Platz für sie zu finden. Entweder ich interpretiere das Stück falsch oder ich liebe sie.

Prag ist eine Träne, die nicht hierbleiben und auch nicht mitgenommen werden darf. Prag ist eine Liebe, die den aufrechten Gang pflegt. Sie ist verschwiegen und schon nicht mehr heimlich. Prag ist eine Liebe, die meiner Traurigkeit mit einem „Wenn du wiederkommst, werde ich den Spiegel im Badezimmer abgehängt haben!“ zuvorkommt.

Die Neue Welt ist eine Lüge, sagt sie zum Abschied und hebt stolz ihren Kopf. Sie ist doch eine Pragerin, denke ich mir, als ich sie im Rückspiegel barfuß am Randstein sehe.

 

 

Ohio ist ein Irrtum

Manche behaupten, Josua wasche seine Hände in Blut. Sie sehen den Teufel in ihm, der ihre Dächer einbrechen, ihre Wagen in den Graben schleudern und ihre Töchter davonlaufen macht. Nicht so einer wie Josua, halte ich ihnen entgegen, nicht mit so einem Namen.
Was macht schon sein Name, gerade sein Name! höhnen sie, und, klagend: er geht einfach zu weit!
Er geht weiter als ihr, rufe ich ihnen noch einmal zu und biege um die Ecke.

Josua: ich vermute ihn nachts, wenn der Nebel die Stadt durchkämmt und die Ängste ihr Spiel beginnen. Es heißt, dort, wo die Menschen ängstlich und aufatmend zugleich in den Hauseingang springen, ist Josua zu finden.
Wer ihn jedoch dort sucht, sucht vergeblich, ich möchte beinahe sagen, der sucht um Vergebung oder auf eigene Gefahr. Letzthin stand einer aus Ohio mitten in der Gasse, um ihn herum nur das engmaschige Geflecht des Nebels, er stand da auf einem Bein und klatschte dreimal in die Hände. Es rührte sich nichts und schon gar nicht Josua, den er hinter irgendeinem Mauervorsprung hervorzutreten erhoffte. Worauf der Mann aus Ohio (im übrigen ein Reserveleutnant der 7. US-Divison Süd, der es gewohnt war, in die Hände zu klatschen, und extra wegen Josua die Reise über den großen Teich auf sich genommen hatte), ein zweites Mal in die Hände klatschte, nun immerhin lauter und fordernder.
Und siehe da – es löste sich wahrhaftig eine Gestalt aus dem Nebel und kam im schalen Licht der Laterne auf ihn zu. Keiner weiß genauer, was dann passierte, selbst die Zeitungen mutmaßten am nächsten Tag nur: Der Mann aus Ohio sei dermaßen durch Josuas Anblick erschreckt worden, dass er Hals über Kopf die Flucht ergriffen und noch in derselben Nacht überstürzt und ohne ein Trinkgeld zu hinterlassen zuerst das Palace Hotel und dann die Stadt verlassen habe. Kein Wunder, dass dieses für einen Mann von Welt, zumal der Neuen, äußerst unübliche Verhalten beträchtliches Aufsehen erregte. Daß er bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Cleveland an der linken Hand nur noch drei Finger zählte, tat ein übriges. Über den Verbleib der beiden restlichen konnte oder wollte er den verblüfften Reportern keine Auskunft geben. Die Zeitungen ergingen sich in Spekulationen und überboten einander im Schlimmsten. Einig waren sie sich nur darin, dass der Mann einen leicht verstörten Eindruck auf sie gemacht habe, was aber weiter nicht verwunderlich sei, da nun seine Tage als Reserveoffizier gezählt seien. Denn auch die 7. US-Division Süd kann auf einen Offizier mit acht Fingern verzichten.
Die Bewohner unserer Stadt schreiben die zwei Finger natürlich Josua zu und schrecken selbst davor nicht zurück, ihm die seitdem rückläufigen Übernachtungszahlen amerikanischer Touristen in unserer Fremdenverkehrsmetropole anzulasten. Das macht böses Blut, das versteht ein jeder.
Man klatscht nicht in die Hände, wenn man einen Menschen sprechen will, sage ich bei jeder Gelegenheit, es könnte als Applaus gewertet werden oder als Affront, und das müßte sogar ein Reserveoffizier aus Ohio in Betracht ziehen.
Obwohl ich selbst nie beim Militär gewesen war und dies einfach so vor mich hingesagt hatte, war ich erstaunt, meine Worte vom zustimmenden Nicken alter Kriegsveteranen begleitet zu sehen. (Ich zweifle jedoch an ihrem Verständnis und sehe in ihrer Haltung vielmehr die alte Schule.)
Wie erwähnt, es nützt nichts, nach Josua zu suchen, und es scheint nicht ohne Risiko, bei Nebel in die Hände zu klatschen. Da ihn noch keiner gesehen hat, sind die rührendsten Vermutungen im Spiel: Einige – und das sind nicht die Schlechtesten, nämlich die, die aus der Geschichte gelernt haben – beharren darauf, dass Josua vor vielen Jahrhunderten Leibwächter des Königs Javlos gewesen und bis in unsere Zeit herauf dazu verurteilt sei, eine schreckliche Tat abzubüßen. Er sei in jungen Jahren bei Nacht und Nebel mit der Gemahlin seines Herrn auf- und davongeritten, habe mit ihr, stets auf der Flucht vor den Soldaten des ergrimmten Königs, in drei Jahren drei mal zwei Kinder gezeugt, von denen bis auf eins alle den eiskalten Nächten im Wald zum Opfer gefallen seien. Darüber sei Josua in größte Verzweiflung geraten, habe den Tod der Kleinen als Strafe des Himmels angesehen und sich mitsamt seiner Frau und dem einzig überlebenden Kind in einen reißenden Fluß gestürzt.
Seither geistere, bei Nacht und Nebel, dieser Josua durch die Gassen der Stadt und suche nach den erfrorenen Leibern seiner Kinder, um sie wieder zum Leben zu erwecken.
Ich kann dazu nichts sagen, außer: ich traue Josua alles zu. Aber ich traue ihm auch und schiebe ihm nicht jedes Unglück, das mir oder anderen widerfährt, in die Schuhe.
Ich weiß wohl, es gibt ihn, ich weiß oder vielmehr, ich spür es. Wenn es um Josua geht, überlasse ich nichts dem Zufall, dann schon eher den Kindern.
Ja, ich glaube den Kindern, die abends vorm Feuer mit brennenden Augen berichten, wie sie plötzlich starr vor Angst hinter dem Drahtverhau gestanden und dem Rascheln des Laubs gelauscht hatten, so überrascht, dass sie nicht einmal den Mund aufsperren konnten (gerade die Kinder!), als eine Riesengestalt aus dem Buschwerk trat, ein Hüne mit gewaltigem Kopf und schaufelgroßen Händen und einem Lächeln wie der Erzengel Michael; als er sie auf seine Schultern hob, zwei auf jeder Seite, hatten sie sich ganz stark gefühlt, und bis nach Patagonien wären sie gern mit ihm, doch er hätte sie mit einem kurzen Ermahnen zur Einsicht gebracht und sie sicher durch den Nebel getragen, bis vor die Haustür, und sie dort abgesetzt.
Da komme mir noch einer und behaupte, Josuas Lager wäre unser aller Untergang, oder sage lauthals, Josua schliefe nachts auf dem Stroh, mit dem er anderntags unsere Häuser anzünde, da komme mir noch einer!
Wo Nebel ist, ist der Mensch nicht weit, pflegte meine Großmutter, eine Gastwirtin, zu sagen, und die mußte es ja wissen!
Nicht zuletzt deswegen wundere ich mich, dass ausgerechnet jene, die Nacht und Nebel scheuen, am besten über Josua Bescheid wissen. Sobald sich der Vorhang im Fensterkreuz hebt und Schritte über den Hof hallen, löschen sie schnell das Licht, drücken sich eng aneinander oder an die Wand, sie stülpen die Augen nach innen und die Fäuste nach außen.
Doch: wo des Bürgers Kleinmut, ist auch sein Unmut.
Und so durchstreifen tagsüber, bei günstigem Licht, Such- und Spähtrupps die Stadt und sichern Spuren, zumal die sichtbaren. Sind die einen erbost, aber noch geduldig (obwohl bisher von einem Anstieg der Übernachtungszahlen amerikanischer Touristen keine Rede sein kann), reagieren die anderen – die Historiker – beinahe überschwenglich. Tauchen die einen – die Politiker – immer mehr ins Dunkel ihrer Amtszimmer und verriegeln dort Türen und Fenster, so strömen die anderen aus allen Universitäten und Instituten zusammen und wittern ihre große Chance: endlich mit einer fundierten These über Josuas Herkunft akademische Karriere zu machen, sich im internationalen Feld der Wissenschaftler zu profilieren.
Noch haben sie sich nicht geeinigt, stelle ich schadenfroh fest, noch bleibt alles beim alten.
Gilt er den einen schlichtweg als Teufel, so den anderen als historische Person, als Leibwächter des Königs Javlos, als einer, der sich in seiner Diaspora durch die Jahrhunderte streckt.
Wenigstens hat er seine Bleibe, denk ich mir, wenn Nacht und Nebel aufkommen. Laßt ihn im Nebel, sage ich stets, da liegt er gut in der Zeit.
Aber da immer wieder ein Haus abbrennt (oder einer eins anzündet), dessen Besitzer im Knistern des Feuers ein hohles Lachen zu hören behauptet, und da immer wieder eine Frau ihr Neugeborenes an den Randstein legt, bleiben die Fenster auch künftig geschlossen, die Blicke hinter dem Fensterkreuz und die Menschen zu Hause, die einen gar in Ohio.
Keiner glaubt den Erzählungen der Kinder, die von Josua über den Fluß (und beinahe bis Patagonien) wie auch durch die Jahre getragen werden, keiner glaubt ihnen, dass Josua eigentlich ein Niemand, eine Vorstellungskraft bzw. -schwäche sei, und schon gar nicht glaubt es der Reserveleutnant aus Ohio, 7. US-Division Süd, wenn er mit den drei Fingern seiner linken Hand über die beleuchtete Erdkugel auf seinem Schreibtisch fährt, sie zum Kreisen bringt und haßerfüllt nach unserer Stadt Ausschau hält.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: