Friederike Mayröcker

Best of Gangan [in Print]
aus: ganganbuch 3, 1986

Ein Gedicht

wie weit musz man gehen um ein flammendes Lamm zu finden

hab ich (abgetrotzt) diese
Zeile des Hochspannungs-
feuerwerks funkelnd über der sumpfigen
Wiese, im Tal die Glocken im Buschwerk rührt
sich ein Vogelpaar, über der Senke glitzern
die silbernen Drähte, diamantenen
Porzellanhütchen der Masten, ein Erdrutsch und
schwebende Falter dort wo die Lupinen
stehen, schlohgelbe Sturzflut … Knoten
der Bäuerin, Haarknoten am Hinterkopf, was
bedeutet dieser riesige Haarknoten, prall und
festgezurrt, nach hinten gestrafft, jedes Haar ist
zu spüren und wie es beigibt, pariert (so brünett), pfeil-
blaue Luft, Schwalben als Giebel, im
Dämmer zwei Fledermäuse zwischen den Wipfeln
der Fichten, betäubender Duft
der rosa Bauernrosen am Tor, die das Feuchte lieben, nach
den Gewittern, Weberknechte und Spinnen, ziehen
bedächtig über das naszgeregnete Tischtuch des Garten-
tisches, ausgehirnt
pfeilen die Stare, hanghoch und Nessel-
hemd der korpulente Schatten (der Ruhm) wirft sich vor
der Sonne ins Knie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: