Walter Hoelbling

grazer stadtleben

lange
wie lange
ist es her
dass ich die strassen dieser stadt
beschreiten konnte
ohne quälende gedanken

die furcht vor dem vergess’nen tun
die last der faul vertanen zeit
der zwang zur effizienz
die hast nach diesem
oder jenem ding

sie alle sind beinahe
mir schon eigen
mein schritt beschleunigt sich von selbst
wenn er die alten häuser um sich fühlt
ich eile übers kopfsteinpflaster
rockschösse flatternd
haar zerwühlt
den sinn besessen nur
auf zweck gerichtet

ein sklave meiner parkscheinuhr
die ich
aus knausrigkeit
oder perversem sportgedanken
so stelle dass ich rasen muss
will ich die dinge alle schaffen
die auf den krausen zettel ich geschrieben

so dräng’ ich mich durch massen von touristen
die langsam
viel zu langsam
äugend schleichen
versuche kinderwägen auszuweichen
und alten damen
schaff’ glücklich alle fristen
und kehre im triumph
beizeiten zurück
beladen mit der beute meiner eile
und lächle freundlich
zu der parkscheinfrau
deren strafzettelnde langeweile
wenngleich nur um sekunden
der meinen überlegen war

ich leg’ den gang ein und fahr los

die stadt
ach ja …
wie ist sie bloss?

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