Doris Nußbaumer

Zeitgenössische österreichische Literatur

Rohrbacher Texte

Die Sprache die Landschaft

Schmetterlinge, bunte, viele, diskutieren eifrig miteinander über Blüten.
Ein Traktor meckert eine Staubwolke.
Wolkengefieder, luftiger Eiflaum, behauptet kategorisch: Das ist halt so.
Weiße Winden stellen sachlich fest, was ich nicht weiß.
Maiskolben kichern beschwipst vor sich hin.
Grünbraungelbe Maiswedel geben achselzuckend nichts zu.
Die grünen gedellten Schwerter rezitieren Nonsens-Gedichte: scha-la-la-lapp!, blilp! und: gulupp!
Ein schwarzer Vogel von links, ein weißer Schmetterling von rechts und ein Flugzeug von schräg führen Sondierungsgespräche.
Bleiblaue Blumen am Bankett lallen im Delirium vor sich hin.
RAAG! RAAAG! RAAG! behaupten schnarrende Vögel, und einen Atemzug später riecht es nach Wasser.

Name nämlich Labyrinth

Du wirst ein Bild sehen, ich verspreche es dir, bis jetzt hat noch jeder und jede ein Bild gesehen, nun schau nicht so zweifelnd, doch, du hast mit der Wimper gezuckt, mit der siebzehnten links vom Augenwinkel an gezählt, zweifle nicht, erwarte das Bild, das dir den Namen gibt, den Namen, der dich von jetzt an begleiten wird, erlaube den Formen, den Mustern, sich zu manifestieren, wähle nicht aus, das Bild wird dich wählen; wenn du es siehst, glaub sofort, was du siehst, es kann alles sein, es kann sein die Rose, die einen geschwungenen Eisenbalken in der Blüte trägt, es kann sein ein Propellerflugzeug, das in den Wolken verschwindet, es kann sein die Steinschleuder ohne Zugband, es kann sein ein fliehendes Gespenst, es kann sein eine Maus, der die Ohren davonfliegen, es kann sein der Schmetterling mit den Tragflächen aus Beton, es kann sein das Auge am seidenen Faden, es kann sein die naiv dreinschauende Schlange, es kann sein die zögernde Katze, es kann sein der Storch, der quer dem wolkenverhangenen Berg flieht, es kann sein die zwei Hügel hinter dem See, es kann sein das Gebüsch aus Rosa und Grün, es kann sein die Bergkette, von der ein Wasserfall stürzt – es kann alles sein, es kann nie nichts sein, vertrau deinen Bildern, fang an!

Zum Teich I

Wispert das, babbelt das
blibberiblabbert was
rohrrundes Quellchen
aus weißem Quarzit
sibbelt und sabbelt dir was
plaudert geläufig zum Spaß

Pebbeln und kullern tut das
rubbeln und rullern will das
schrubbern und trullern muss das
es steinchent und kieselt
und kuschelt und schmeichelt
und algt unter Glitsch

Grenzt schön und hütet grün
gittert, gesellt und begrüßt
da drüben hell fiedert
büscht pampaslufthoch

Lieblicht das Kleinschilf
tanzen putzig die Kolben
herzschwimmen die Blätter
tragen Kleingelbgeblüh

Zum Teich II

Es ist ein Weg, staubig und heiß, es ist eine Straße, zum Fahren, mit Lärm, es ist ein Geraschel und Gerede von Mais, es ist ein Hügel, der den Weg aufsaugt, bergan ihn verschluckt, verbirgt, das Land hinter dem Hügel heißt Neugier.
Es ist Gebüsch und Gesträuch, das langsam zur Seite rückt, den Blick ausweitet: zu einem Blau, das da kuschelt, einfach da liegt, mit seinem Schilf spielt, seine Vögel trägt, sie mag und schützt und selbst geschützt ist, nur sich selbst gehört und mir fern bleibt. Fern bleiben muss.

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