Walter Hoelbling

Gedichte

seinwelt

kindsein
bewußtsein
amlebensein
ingedankensein
einsamsein
verliebtsein
zusammensein
ineinssein
alleinsein
steinsein
gottsein
gottseibeiunssein
tiersein
anderssein
anderseinesein
andersensein
wachsein
weltsein

verzweifelte zwiebel

zwiebel zweifeln
zwischen zitternden schalen
zwängen scharfschneidende klingen
in zuckende daumen
ziehen sich zagend zurück
zaudern zerknirscht
zerren zerstreut an zarten zedernzweigen
zermalmen zwielichtige gartenzwerge
in zackigem zorn

verzweifelte zwiebel
weinen

abstand

die welt wird langsamer

hauchdünne nebelschleier schieben sich milchzart
zwischen die dinge und mein wollen

die klaren kanten der objekte
werden stumpf und weich
die dringlichkeit der augenblicke
weicht meinem grübeln
über mögliche entschlüsse
worte gerinnen zu abstrakter starre
in der die dinge ewig unverändert bleiben

ist es ein todesahnen
das mir am nacken tastet
und mich für eine weile
des trosts der ständigen veränderung beraubt?

es scheint das leben sich
mit weiten schritten zu entfernen
die küchenuhr tickt lauter als gewohnt

sie mißt die zeit
von hier bis zu den sternen

ihr gang bleibt gleich

sie zählt und bläst
die schleier meiner momentanen ewigkeit
einen nach dem anderen
in die vergangenheit

alter(s)reim

morgens ist es abend schon
tag dazwischen flog davon
kam zu spät und ging zu früh
sonne sah den himmel nie
himmel stand in steter nacht
bin mein ganzes leben nie
wirklich aufgewacht

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